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„[…] So utopisch, wie diese Idee erscheinen mag, war sie nicht. Die Stadt Augsburg und das Königreich Bayern standen im 19. Jahrhundert hinter einer Schifffahrtsstraße als Verbindung zur Donau. Als die Vorläufer der Lechwerke (LEW) ab 1898 den an einem Lechwehr ausgeleiteten Kraftwerkskanal und das erste Wasserkraftwerk in Gersthofen bauten, musste am Kraftwerk eine 41 Meter lange Doppelschleuse mit insgesamt zehn Meter Hubhöhe angefügt werden. Der Kraftwerkskanal sollte eine Teilstrecke eines Schifffahrtskanals neben dem Lech werden. […] 1828 lagen dazu konkrete Pläne vor, doch die Anfänge der Schifffahrt auf dem Lech liegen bereits in der Römerzeit. Die Römer brachten Natursteine auf dem Wasserweg nach Augusta Vindelicum. 1994 entdeckten die Archäologen beim Vincentinum den Römerhafen. Überreste sind im „Römerlager“ im Zeughaus zu sehen. Die Bäume für die Holzbohlen und Pfähle wurden im Jahr 178 nach Christus gefällt. Damit befestigten die Römer die Anlegestelle unweit ihres Kastells in hochwassersicherer Hochlage. Den Hafen drunten in der Lechebene begrub ein gewaltiges Hochwasser unter einer Kiesschicht. Es ist erwiesen, dass die Römer Flüsse gegen die Strömung befuhren. Im unregulierten Lech nutzten sie die Hauptrinne für die Frachtschiffe, Treidelpfade an den Ufern begleiteten sie. Die Fluss-Frachtschiffe der Römer besaßen einen Plattboden, so dass sie mit geringen Wassertiefen auskamen. Gegen den Strom wurden die Frachter getreidelt. Auf dem Lech dürfte jener Schiffstyp verkehrt sein, den die Universität Xanten nachbaute. Es ist der kleinste bekannte „Römer-Frachter“: 18 Meter lang und vier Meter breit. Es kann etwa zehn Tonnen Fracht befördern. Das genügte, um die von den Römern in Augusta Vindelicum benötigten Natursteine zu transportieren. Kalkstein stammte aus Steinbrüchen in der Schwäbischen oder Fränkischen Alb. Ein Kubikmeter Kalkstein wiegt 2,6 Tonnen. Solche Schwerlasten waren in der Römerzeit nur auf dem Wasserweg über größere Entfernungen zu befördern. Für Truppentransporte auf Flüssen bauten die Römer schlanke Ruderboote. 1994 wurden zwei Exemplare beim Kastell Oberstimm bei Ingolstadt geborgen. Sie waren im Urzustand 15,7 Meter lang und 2,70 Meter breit. 18 oder 20 Ruderer erreichten damit hohe Geschwindigkeiten – auch gegen den Wasserstrom. Das ergaben Versuche mit Nachbauten. Die Boote mit einem Tiefgang von lediglich 50 Zentimetern dienten für Kampfeinsätze, als Kurier- und Patrouillenboote. Die wendigen Boote waren zum Befahren von Flachwasser der Donau und ihrer Nebenflüsse gebaut. […]“
Glücklicherweise wurden die Augsburger Hafenpläne in der Neuzeit nicht weiter verfolgt oder gar realisiert. Mit seinen Querverbauungen ist Lech bereits überbeansprucht. Das Renaturierungsprojekt „Licca liber“ soll hier für eine gewisse Entlastung sorgen. Aber es ist weit mehr erforderlich. Die zentralen Aspekte hat unser Allianzenpartner Bund Naturschutz Bayern in seiner wichtigen Publikation „BN informiert: Zukunftsprogramm Bayerischer Lech“ zusammengestellt, sie ist untenstehend im pdf-Format downloadbar.
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BN_Informiert_Zukunftsprogramm_Bayerischer_Lech.pdf (PDF)